November 15

Parkinson und Depression

Schon lange vor der Diagnose Parkinson kann dich das Thema Depression beschäftigen. Depressionen können Vorboten einer Parkinson-Erkrankung sein.

Doch nicht nur das. Auch im Verlauf der Parkinson-Erkrankung kommt eine depressive Episode immer mal wieder vor. Dabei ist die Stimmung getrübt und es fehlt der richtige Antrieb.

Warum mir das Thema Parkinson und Depressionen am Herzen liegt

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Du kannst nichts für deinen psychischen Zustand. Doch falscher Scham kann verhindern, dass du dich deinen Angehörigen, dem Arzt oder Therapeuten anvertraust. Deine Symptome sind ernst und genau wie die motorischen Symptome real.

Nur weil das Problem unsichtbar ist, heißt es nicht, dass du dich anstellst.

Doch wie sehen die Symptome eine Depression genau aus?

Mögliche Anzeichen einer Depression bei Parkinson sind:

  • Angenehme Aktivitäten bereiten dir kaum noch Freude.
  • Du bist verzweifelt.
  • Du hast die Hoffnung verloren, dass sich dein Empfinden jemals bessert.
  • Du traust dir nichts mehr zu, gehst ungern vor die Tür und schottest dich lieber ab.
  • Du hast weniger Appetit.
  • Du schläfst schlecht.
  • Du bist schnell erschöpft oder dauernd müde.
  • Du empfindest dich und dein Leben nur noch als Last.

Diese Anzeichen sind Beispiele. Ich gebe dir keinen Garant für die Vollständigkeit der Liste, sondern möchte, dass du hellhörig wirst, wenn du unter solchen oder ähnlichen Symptomen leidest.

Es kann sein, dass eine ganz andere Ursache dahintersteckt, aber möglicherweise ist der Haushalt der Botenstoffe in deinem Gehirn durcheinander geraten. Entsprechende Medikamente und ein guter Umgang mit den Symptomen können Linderung verschaffen, und darum soll es hier hauptsächlich in diesem Betrag gehen.

Was kannst du tun, wenn du Symptome einer Depression bei dir entdeckst?

  1. Sprich mit einer Person deines Vertrauen.
  2. Geh zum Arzt.
  3. Nimm – falls notwendig – entsprechende Medikamente.
  4. Achte auf deine körperlichen und seelischen Bedürfnisse.
  5. Sorge für mehr Bewegung.
  6. Sonnenlicht oder UV-Lampen können die Stimmung heben.
  7. Durchbreche die Mauer.

Über deine Probleme zu reden, ist häufig der erste Schritt zu einer Lösung.

Suche dir einen Menschen aus, dem du vertraust und der dich auf deinem Weg unterstützen kann. Das kann der Partner, deine Kinder oder auch ein Freund oder Therapeut sein.
Vielleicht magst du auch lieber gleich mit dem Arzt darüber reden.

Schiebe das Gespräch nicht auf, sondern sprich es gleich an. Deine Chance ist damit größer, dass du damit schneller aus dem Tief herauskommst.

Der Arzt ist schon bei depressiven Verstimmungen dein Ansprechpartner

Eine depressive Verstimmung kann immer mal wieder vorkommen. Ob mit oder ohne Parkinson. Durch die psychische Belastung kann deine Stimmung gedrückt sein.
Doch bei Parkinson ist der Stoffwechsel im Gehirn ohnehin verändert. Kommt dazu noch eine Depression ist das Chaos noch größer. Daher ist eine Behandlung durch einen Spezialisten sinnvoll, vor allem, weil du ohnehin schon Medikamente nimmst.

Experimente kosten Zeit. Vertrau einem Experten.

Die Medikamente, die dir dein Arzt verschreiben kann, sind sehr wichtig, um den Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Selbsthilfe für Depressionen bei Parkinson

Daneben kannst du selbst einiges dafür tun, damit du dich zumindest etwas besser fühlst. Ich schreibe bewusst daneben, denn ich denke, dass die ärztliche Behandlung ganz oben stehen sollte.
Trotzdem möchte ich, dass du Selbsthilfemaßnahmen kennst. Es ist wichtig, selbst etwas tun zu können. Das reduziert die Hilflosigkeit und unterstützt die Wirkung der Medikamente.
Deinen Stoffwechsel kannst du durch deine Gedanken, Gefühle und dein Handeln beeinflussen. Eine spürbare Veränderung erreichst du nicht von heute auf morgen, aber wenn du mehrere Ansätze verfolgst, dann erlebst du schneller eine Besserung deines Zustands.

Jeder Gedanke, jedes Gefühl und dein komplettes Handeln lösen kleine Reaktionen in deinem Gehirn aus. Deine Gedanken, Gefühle und das Handeln können dich an die Depression fesseln oder aber auch davon wegtragen

Beispiel Erkrankter 3

Durch nahezu winzige Schritte erfährst du eine Linderung. Das passiert langsam, aber du kannst es beeinflussen.

Probiere also kleine Schritte.

Was tut dir gut?

Welche Änderung kann eine kleine Besserung bedeuten?

Wenn du es in den letzten Tagen nicht mehr aus dem Bett geschafft hast, kann so ein kleiner Schritt das Aufstehen sein.
Wenn du merkst, dass du nur noch im Sessel gesessen hast, dann geh mal auf den Balkon und strecke dich.
Das Prinzip wirkt nicht sofort, sondern lebt davon, dass du am nächsten Tag so weitermachst. Suche dir kleine Herausforderungen, die dir guttun könnten, auch wenn du da gerade keine Lust zu hast.

Denke zum Beispiel an:

Tue dir jeden Tag etwas Gutes

Es gibt unzählige kleine und damit fast unscheinbare Aktivitäten, die dir jetzt helfen können. Wichtig ist, tu irgendetwas davon. Jeden Tag. Damit kann sich deine Stimmung verbessern. Die Medikamente werden dich über kurz oder lang dabei unterstützen.

Gib dir für jede noch so kleine Aktivität einen Punkt. Du kannst dafür eine Strichliste verwenden oder ein Vier-Gewinnt-Spiel, in das du Steine steckst, sobald du aktiv geworden bist.

Versuche wahrzunehmen, was du eigentlich brauchst

Welche körperlichen oder seelischen Bedürfnisse hast du?

Erfülle sie und gib dir pro Bedürfnis wieder einen Punkt.

Sei großzügig mit den Punkten. Dafür, dass du das hier liest, bekommst du gleich drei Punkte. Du tust etwas für dich. Du versuchst da raus zukommen. Sehr gut!

Bewegung verbessert die Stimmung

Mehr Bewegung ist sowieso gut. Durch die Bewegung brauchst du nicht groß nachdenken, was du tun sollst. Bewegung bringt einiges in Bewegung. Du aktivierst auch deinen Stoffwechsel.

Bewegung lindert auch Schmerzen, stärkt die Belastbarkeit, bringt dich mit Menschen in Kontakt und darf sogar an die frische Luft oder in die Sonne führen.

Probiere es aus und gib dir wieder einen Punkt. Wenn du dich mit jemandem unterhältst, gleich noch einen.

Je höher deine Punktzahl am Ende des Tages ist, desto besser für deine Genesung.

Durchbreche die Mauer

Durchbreche die Mauer bedeutet, dass du lernst, auf deine Bedürfnisse achtzugeben und für sie einzustehen.

Durch die Punktevergabe hast du damit schon angefangen. Aber es gibt auch eine Methode der Verhaltenstherapie, die sich CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) nennt.
Diese Methode wurde zur Behandlung von chronisch Depressiven entwickelt. Erstens ist diese Methode nachgewiesenermaßen wirksam und zweitens beruht sie darauf, dass du mit einer Veränderung deiner Gedanken und Gefühle das Ergebnis beeinflussen kannst.
Bei der Situationsanalyse stellst du dir eine Reihe von Fragen und kommst anschließend zu einer neuen Erkenntnis.

Situationsanalyse

Überlege dir eine Situation aus den letzten Tagen oder Stunden. Es ist wichtig, dass du dich gut an diese Situation erinnern kannst und sie ein gutes Beispiel für dein aktuelles Leben ist.

Betrachte diese Situation. Was ist in dieser Situation passiert?
Beschränke dich dabei auf die Sachlage.

Im zweiten Schritt betrachtest du deine Interpretation und damit die Gedanken dazu. Wie hast du die Situation erlebt?

Betrachte drittens dein Verhalten: Was hast du in dieser Situation konkret getan?

Und zum Schluss schaust du auf das Ergebnis: Wie ging die Situation für dich aus?

Mit diesem Vorgehen betrachtest du die Situation einmal aus einer anderen Perspektive. Du gewinnst damit Klarheit.

Anschließend kannst du dir überlegen: Was hättest du dir in dieser Situation eigentlich gewünscht?

Wie hättest du das erreichen können? Welche Gedanken, Gefühle und welche Handlungen hätten dazu führen können?

Schließlich hast du die Möglichkeit, zu einem neuen Ziel zu kommen.

Wie möchtest du in Zukunft handeln, damit du deine Bedürfnisse erfüllt bekommst?

All diese Tipps können dir einerseits dabei helfen, aus einem Tief herauszukommen. Aber du lernst damit auch besser mit deiner Parkinson-Erkrankung umzugehen.

Werde fit trotz Parkinson

Silke