Juni 23

Ein Leben mit Parkinson und gleichzeitig voll Lebensqualität – das ist so eine Sache.

Von außen betrachtet – und wenn man die Diagnose gerade erst erhalten hat – kann man sich im ersten Moment schwer vorstellen, dass ein Leben mit Parkinson glücklich und bereichernd sein kann. Die körperlichen Symptome sind offensichtlich.

Auch Symptome wie kognitive Einschränkungen, Schlafprobleme, Schmerzen, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Halluzinationen können, obwohl sie einzeln betrachtet vielleicht nur mild sein mögen, zusammengenommen die Lebensqualität und die täglichen Aktivitäten einschränken und die Stimmung drücken.

Also, wie soll das gehen – Leben mit Parkinson und Lebensfreude?

 

Damit musst du dich jetzt abfinden!

Ist das so? Willst du das so?

Oder bringt dich solche eine Aussage richtig auf die Palme!

Als ob das so leicht wäre, etwas zu akzeptieren, was das Leben derart einschränkt. Schlimmer noch, man kann einen Teil der Symptome von außen nicht sehen. Und was nicht sichtbar ist, ist doch auch nicht vorhanden, oder?

 

Es gibt viele Betroffene, die sich schämen, weil sie Halluzinationen haben, oder die sich schlecht und wertlos fühlen.

Fühlen. Genau. Das sind Gefühle.

Gefühle werden gerne unterschätzt. Jemand wird leicht als empfindlich abgestempelt. Der stellt sich doch nur an. So schlimm ist das gar nicht. Oder, der muss sich halt damit abfinden, dass er krank ist.

 

Ja, teilweise ist das wahr.

Aber so einfach geht das nicht.

 

Da ist ein Gefühl und wenn wir dieses Gefühl unterdrücken, dann kommt es mit noch mehr Wucht nach oben.

 

Es kostet wahnsinnig viel Energie, Gefühle zu unterdrücken.

 

Aber die schlechten Gefühle tun noch mehr. Schlechte Gefühle verhindern, dass wir sinnvoll handeln.

Wenn mich ein Freund enttäuscht hat, weil er nicht zum Geburtstag angerufen hat, werde ich ihn kaum einen Tag später anrufen und nach seiner Prüfung fragen.

Wenn ich aber darüber lächele, weil ich davon ausgehe, dass er im Prüfungsstress meinen Geburtstag vergessen hat, dann rufe ich an. Ich werde voraussichtlich ein nettes Gespräch haben – es sei denn, er ist in der Prüfung durchgefallen.

In der ersten Situation fühle ich mich aber weiterhin mies und tatsächlich fehlt dieser Freund, mit dem ich sprechen kann.

 

Unsere Gefühle beeinflussen unser Handeln.

Wenn ich Angst habe, dass ich wegen meiner Gleichgewichtsstörungen fallen könnte, werde ich mich weniger bewegen, damit ich nicht falle. Dadurch, dass ich mich weniger bewege, verschlechtert sich mein Gleichgewicht. Das Resultat ist, ich baue schneller ab und ich falle leichter.

 

Unsere Gefühle beeinflussen unser Handeln und unser Handeln führt zu Konsequenzen.

Aber es geht weiter. Da gibt es noch zwei Punkte in der Kette.

Es gibt noch das Denken. Ich denke, dass ich fallen könnte und habe Angst. Ich denke, dass ich vorsichtig sein muss und fühle mich unsicher.

 

Was wäre denn, wenn ich anders denken würde?

Ich denke, ich könnte wegen meiner Gleichgewichtsprobleme fallen, bin aber überzeugt davon, dass ich das unter Kontrolle habe und dass ich üben muss. Ich überlege mir, was ich tun könnte, damit ich die Kontrolle verstärke. Ich fühle, dass ich selbstwirksam bin. Ich kann etwas tun. Damit reguliere ich meine Angst. Das Gefühl wird neutralisiert und ich bin aktiver. Damit erziele ich ein besseres Resultat.

Das war vielleicht alles ein wenig viel, deshalb fasse ich es nochmal zusammen.

 

Der Zusammenhang ist wie folgt:

Und wo ist jetzt Parkinson in dieser Reihe?

Womit musst du dich abfinden?

Parkinson ist der Umstand, in dem du lebst oder dich gerade befindest. Es ist eine Gegebenheit.

Leicht glauben wir, die Gegebenheit bestimmt alles. Wir wollen ja gerne realistisch sein. Dabei ist das, was wir als Realität betrachten, gefiltert.

Es ist die subjektive Wahrnehmung der Gegebenheit.

Mit der Gegebenheit vermischen wir unsere Gedanken und Gefühle. Die Gegebenheit an sich ist neutral.

Ein Mann redet laut.

Was denkst du dann? Was fühlst du? Oder ist dir das egal?

Der Krankenpfleger steht vor einer Schwerhörigen und redet laut.

Was denkst du über diese Situation?

Der Schaffner schreit dich an, du sollst dich beeilen.

Vermutlich kommt jetzt ein Gefühl auf. Vielleicht ist da Wut.

Der Schaffner schreit dich an, du sollst dich beeilen, weil du mitten auf den Gleisen stehst und ein Zug kommt.

Merkst du, die Begebenheit – das laute Reden – ist gleich geblieben? Aber dennoch denkst und fühlst du anders.

Und genau damit musst du dich abfinden:

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Begebenheit, dem Denken, den Gefühlen, deinem Handeln und den Resultaten.

Du kannst diesen Zusammenhang positiv für dich nutzen oder die Kettenreaktion sich immer wieder entzünden lassen.

Das Leben mit Parkinson ist eine Begebenheit. Aber deine Lebensqualität hängt gleichermaßen von deinem Denken, deinen Gefühlen und deinem Handeln ab.

Deine Lebensqualität ist das Resultat von allen Punkten.

Also überlege doch mal, wenn die Kettenreaktion gerade wieder voll lossausen will, was du tun kannst, um sie zu stoppen. Entschärfe die Bombe und behalte deine Energie für die wichtigen Dinge in deinem Leben.

Hast du solch eine Kettenreaktion in deinem Leben schon entdeckt?

Teile deine persönliche Erfahrung doch mit uns in einem Kommentar.

Bleib fit trotz Parkinson

Silke