Februar 2

Motivation im Alltag

Das mit der Motivation im Alltag ist so eine Sache. Oft wissen wir, was uns gut täte, aber wir haben keine Lust dazu. Es ist zwar in unserem Gehirn drin, aber überzeugt sind wir trotzdem nicht.

Ich müsste eigentlich Sport treiben!

Ich müsste mich gesünder ernähren!

Ich sollte weniger Süßigkeiten essen!

 

Doch in uns ist diese Stimme, die gerne unsere guten Vorsätze boykottiert. Oder wir sind, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, gar nicht davon überzeugt, dass wir das schaffen können.

Regelmässig Sport treiben oder schlanker werden. Das wäre zwar toll, aber will ich das überhaupt schaffen?

Will ich alles dafür tun, was notwendig wäre?

Ach, ich schaffe das doch nicht!

Allein dieser ehrliche Gedanke löscht das Vorhaben. Die Motivation, das Vorhaben umzusetzen, sinkt. Die Titanic, das unverwüstliche Schiff und das geniale Vorhaben seiner Zeit, ist untergegangen.

Motivation und Parkinson

Bei Parkinson ist das Motivieren noch schwieriger. Erstens kann es sein, dass dir gar nicht so klar ist, was du brauchst, um dich glücklich zu machen oder ein Problem zu lösen und dich besser zu fühlen. Und zweitens ist Dopamin mit für das Glücksgefühl verantwortlich.

 

Warum du nicht erkennst, was du brauchst

Deine kognitiven Fähigkeiten können bei der Parkinson-Krankheit mitbetroffen sein. Das Auswerten der Reize und die Schlussfolgerung daraus brauchen länger. Bis die Reize ausgewertet sind, sind womöglich schon viele andere und noch wichtigere Reize im Gehirn eingegangen. Das heißt, du erkennst das Problem oder auch dein Bedürfnis womöglich nicht. Vielleicht denkst du überhaupt nicht bewusst über das Problem oder Bedürfnis nach.
Wenn du das Problem oder Bedürfnis aber überhaupt nicht siehst, dann löst du das Problem oder stillst das Bedürfnis nicht. Du trägst es weiter mit dir herum. Erst wenn es so groß geworden ist, dass es dich im Alltag ganz klar behindert oder dir fehlt, denkst du darüber nach oder sprichst es an.

Auf das mehr oder weniger starke Bedürfnis oder Verlangen folgt die Aussicht auf eine Belohnung. Diese motiviert dich zum Handeln.

Dopamin ist in diesem Prozeß ein wichtiger Botenstoff. Dopamin erzeugt das Verlangen und die Belohnungserwartung. Der Botenstoff ist wichtig für die Entstehung positiver Gefühle.

 

Vom Dopamin-Mangel merkst du selbst in deinem Leben ja nichts. Du siehst nur die Folgen. Vielleicht hast du folgende Veränderungen schon mal festgestellt:

  • Dir ist die Körperhygiene gar nicht mehr so wichtig wie früher.
  • Du nimmst deinen Partner seltener in den Arm.
  • Dir machen Tätigkeiten, die dir früher sehr wichtig waren, weniger Freude. Du brauchst sie eigentlich nicht mehr.
  • Auch Besuche bei Freunden findest du anstrengender und du hast auch weniger Spaß daran´.

 

Die fehlende Motivation führt dazu, dass du weniger tust.

Beispiele:

  • Du hast keine Lust zu duschen, also braust du dich jeden zweiten Tag ab.
  • Du nimmst weniger an dem Leben deines Partners teil.
  • Du unternimmst weniger.
  • Du besuchst Freunde nur noch selten.

 

Die obenstehenden Beispiele sind aus dem Alltag gegriffen, aber für den Umgang mit Parkinson kann es auch bedeuten, dass du z. B.:

  • keinen Spaß am Radfahren hast und nicht mitbekommst, wie sehr deinem Körper die Bewegung fehlt. Du wirst steifer und hast Schmerzen. Aber statt Rad zufahren gehst du zum Arzt und glaubst, dass Parkinson fortgeschritten ist.
  • nachlässig oder gar nicht deine Übungen ausführst, dich aber daneben immer ärgerst oder sorgst, weil du Beschwerden hast. Dich kann das richtig ängstigen, weil du den Zusammenhang nicht erkennst. Du merkst unter Umständen gar nicht, wie gut dir die Übungen tun würden oder auch nicht, dass du nur kleine Bewegungen machst und daher keinen Effekt bekommst.

 

Ich schreibe dies wertfrei. Es ist die Art, wie dein Gehirn funktioniert. Indem du verstehst, wie dein Gehirn mit dem Dopamin-Mangel tickt, kannst du dein Verhalten ändern und bewusst steuern.

 

Was dir fehlt ist das Verlangen, das Bedürfnis, das von Innen heraus entsteht. Du erkennst es womöglich nicht. Trotzdem ist es da.

 

Du brauchst die Umarmungen deines Partners. Sie tun dir gut.

Du brauchst die sozialen Kontakte. Du spürst es nur weniger und findest es anstrengender.

 

Wie schaffst du es, dass deine Titanic an den Eisbergen vorbeikommt? Oder auch, wie motivierst du dich trotz Parkinson?

 

Du spürst dein Bedürfnis nicht.
Du erwartest nicht, dass es sich lohnt.

 

Was kannst du daran tun?

Du kennst dich, oder?
Was brauchst du, um gut durch den Tag zu kommen? Was brauchst du, um gut durch die nächste Woche zu kommen? Was brauchst du, um in einem Jahr immer noch gut dazustehen?

Welche Lebensbereiche sind dir wichtig? Was brauchst du hier?

 

Genau, schau dir all diese Punkte einmal an. Bewusst.

Was brauchst du? Was sind deine Bedürfnisse? Nenne sie. Schreibe sie auf, auch wenn du sie nicht spürst und glaubst, sie sind erloschen.

 

Nicht erfüllte Bedürfnisse können im Übrigen eine innere Leere auslösen. Du fühlst dich möglicherweise niedergeschlagen. Das Nichterfüllen von Bedürfnissen steigert das Risiko an einer Depression zu erkranken.

 

Okay. Du hast jetzt eine ganze Liste von Bedürfnissen. Das sind deine Aufgaben.

Vielleicht zuckst du jetzt mit den Schultern, denn möglicherweise erwartest du nicht, dass es sich lohnt.

 

Duschen lohnt sich nicht. Ich dusche morgen.

Freunde treffen ist mir zu anstrengend. Sie wollen mich ohnehin nicht mehr sehen, denn ich bin nicht mehr der oder die Alte.

 

Stopp!

Hörst du es?

Hier kommen deine Gedanken und Gefühle ins Spiel. Du hast eine Aufgabe und weißt eigentlich, dass sie dir guttun würde. Es kann auch ein Spaziergang sein oder das Putzen deiner Wohnung.

Da kommen unweigerlich Gedanken.

„Das ist mir zu anstrengend.“
„Das schaffe ich nicht.“

Diese Gedanken führen zu Gefühlen.

Ablehnung.
Angst.

Da du am Anfang schon nicht das Bedürfnis gespürt hast, wirst du nun noch weniger aktiv werden.

Warum solltest du spazieren gehen, wenn du Angst hast, dass du es nicht schaffst und überhaupt keinen Vorteil in Aussicht hast.

Wie sollst du da aktiv werden?

Ganz einfach: Ändere deine Gedanken.

„Ich schaffe eine kleine Runde zu gehen.“
„Ich kann das Wohnzimmer saugen.“

Durch das Ändern des Gedankens und des Vorhabens wächst die Chance, dass du handelst. Deine Motivation steigt.

Der Weg bis dahin mag für dich etwas kompliziert sein. Daher biete ich dir in meinem Training auch genau das an. Wir schauen gemeinsam, wie du zu deinem Ziel kommst – körperlich und mental. Beides hängt eng zusammen. Ich möchte, dass du aktiv glücklich lebst. Dabei unterstütze ich dich gerne. Und nein, du brauchst kein klares Ziel vor Augen zu haben. Der Drang, etwas Entscheidendes in deinem Leben zu verändern, reicht. In einem kostenlosen Erstgespräch finden wir Zeit und Raum uns über alles weitere Gedanken zu machen.

 

Was hilft dir, dein Bedürfnis zu stillen?

Wie gesagt, hast du deine Liste. Plane die wichtigen Punkte fest ein und setze sie um.

Du kannst anschließend bewerten, wie gut dir die Aktivität getan hat.

Schreib es dir auf.

Alles was du tust, tust du für dich. Es geht nicht darum, mir oder jemandem aus deinem Leben einen Gefallen zu tun. Tu es nicht, weil du es tun musst, sondern weil du es brauchst. Du bist der Meister in deinem Leben.

Führe dir vor Augen, warum du etwas tust oder tun willst. Deine Aktivität hat einen klaren Nutzen. Wenn du keine Freude dabei hast, dann ist es vielleicht zumindest neutral oder verhindert, dass es dir morgen schlecht geht.

Mache überschaubare Schritte. Statt die ganze Wohnung zu reinigen, kannst du jeden Tag ein Zimmer reinigen. Tu dabei Dinge, die du magst und dir leicht fallen, wie lüften und spüren, wie schön es ist, wenn mehr Ordnung und Sauberkeit herrscht.

Überlege dir immer wieder, was dir wirklich wichtig ist. Richte darauf deine Aufmerksamkeit. Stell dir ruhig auch vor, wie das Ergebnis sein wird, wenn du jeden Tag spazieren gehst.

Bleib positiv.

Setzte dir messbare Ziele.

Belohne dich, wenn du eine Aktivität umgesetzt hast. Du kannst dir für jede Aktivität Punkte geben, die du nachher für etwas „Größeres“ einlösen kannst; oder einzelne Aktivitäten belohnen.

Vielleicht hilft dir auch eine Deadline. Zu eng darf sie bei dir nicht gesetzt sein, sonst blockierst du vielleicht. Aber wenn du dir vornimmst, am Mittag einen Abschnitt geschafft zu haben und fest daran glaubst, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit.

Schaffe Routinen. Ein täglicher Ablaufplan erleichtert es, deine Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn dir klar ist, wann du was tust und es immer so machst, kämpfst du nicht jeden Tag neu mit dir.

Finde das richtige Maß für dich. Wie viel traust du dir zu und was überfordert dich? Sei ehrlich zu dir selbst.

Mache Pausen. Auch Pausen sind gut, um motiviert zu sein und zu bleiben. Achte auf deinen Rhythmus. Bei der Parkinson-Krankheit ist der Rhythmus später auch abhängig von der Medikamenteneinnahme. Wenn deine Medikamente optimal wirken, dann bist du leistungsstark. Nimm das mit in deinen Ablaufplan auf.

Führe dir auch ganz klar vor Augen, was passiert, wenn du deine Bedürfnisse nicht erfüllst.

Wenn du deine Fähigkeiten nicht trainierst, dann kann dir leicht dein Leben entgleiten. Noch bist du vielleicht fit, hast Freunde, einen Partner, eine Wohnung, die dir gefällt. Aber was ist, wenn du dich gehen lässt? Wenn du wenig in dich und deinen Körper investierst, dann baust du schneller ab. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken und auch andere Komplikationen zu erleben, steigt. Mit einem aktiven Lebensstil kannst du dies zumindest hinauszögern und dein Leben im Augenblick auskosten.

Du kannst deine Partnerschaft besser und aufmerksamer gestalten. Du darfst Freunde treffen und deine Wohnung dekorieren. All das zieht mehr Freude nach sich. Konzentriere dich darauf und sei die Frau oder der Mann, der du sein willst. Mit oder ohne Parkinson!

Bleib fit

 

Silke