März 30

Warum aktiv werden?

Sicherlich kennst du die Geschichte vom Helden Robinson Crusoe. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn Robinson zwar gestrandet, aber dann hilflos am Strand sitzen geblieben wäre. Wäre er auch passiv ein Held? Was wäre gewesen, wenn er überzeugt gewesen wäre, dass nur ein fremdes Schiff ihn retten könnte? Oder wenn er aus irgendwelchen Gründen, die in ihm liegen, einfach nur nicht aktiv geworden wäre?

Seine Kehle wäre trocken. Sein Rücken täte ihm weh. Und dennoch bliebe er sitzen.

Spürst du, was ich meine?

 

 

Aktiv werden

Mit Parkinson ist es gar nicht so einfach, aktiv zu werden. Die Motivation ist durch den Dopamin-Mangel verändert. Zudem braucht jede Tätigkeit länger, geht nicht so einfach und vielleicht sind sogar deine kognitiven Fähigkeiten mit betroffen.

Vielleicht kommst du dir auch gerade wie Robinson vor, der einfach nur dasitzt.

 

Wo solltest du anfangen?

Was könntest du tun?

Wie könntest du deine Insel verlassen und direkt aufs bequeme Festland übersiedeln?

 

Es kann sein, dass es für dich eine Herausforderung ist,  herauszufinden, welche Schritte anstehen, um „gerettet“ zu werden.
Vielleicht möchtest du die Verantwortung für dein Leben am liebsten abgeben und wartest auf dein Schiff.

 

Hat selbst aktiv werden überhaupt einen Sinn?

Robinson hat viele Jahre auf seine „Rettung“ warten müssen. Aber war er deshalb jede Stunde unglücklich? War er tatenlos?

In diesem Blog gebe ich dir einige Erklärungen dafür, warum es dir schwerfallen kann, aktiv zu werden. Zudem bekommst du Anregungen, wie du deine Passivität überwinden kannst.

 

Warum du passiv bist

Es gibt zahlreiche Gründe, warum es dir schwerfallen kann, in Aktion zu treten.

 

Motivationsmangel entsteht z. B. durch:

  • fehlendes Ziel
  • zu hoch gestecktes Ziel
  • Fehlenden Sinn
  • Kein Interesse am Ergebnis oder der Weg ist zu beschwerlich
  • Fehlendes Wissen, wie das Ziel erreicht werden kann/ mangelnde Kompetenz
  • fehlende Unterstützung bei den Zwischenschritten
  • Dopamin-Mangel
  • Müdigkeit
  • Schmerzen
  • mangelnde Kraft
  • Glaube, die Fähigkeiten nicht zu besitzen
  • fehlendes Verantwortungsgefühl
  • niedrige Wertschätzung
  • innere und äußere Konflikte
  • Depressionen
  • andere Erkrankungen oder Belastungen

 

Wann du motiviert bist

Normalerweise bist du motiviert, wenn du ein Ziel erreichen willst, glaubst es erreichen zu können und erwartest, am Ende dafür belohnt zu werden.
Die Motivation kann entstehen, weil dir das Tun selbst Freude bereitet oder weil du auf eine Belohnung von außen hoffst.

Beispiel:

Du weißt, dass Bewegung gesund und wichtig für dich ist. Deshalb willst du dich eigentlich mehr bewegen. Dir fällt das Bewegen aber schwer und es ist außerdem schmerzhaft. Die Wahrscheinlichkeit sinkt damit, dass du dich regelmässig bewegen wirst. Es kann sogar sein, dass du nach der Bewegung feststellst, dass du mehr Schmerzen hast. Das wird dich dann darin bestätigen, die Bewegung zu vermeiden.

 

Zweites Beispiel:
Du bist zwar nie besonders sportlich gewesen, aber seit du Parkinson hast, hast du festgestellt, dass dir Bewegung gut tut. Außerdem bist du gerne an der frischen Luft unterwegs. Dir macht das Bewegen einfach Freude. Es geht wie von selbst. Wenn du mal Schmerzen hast, bekommst du sie mit Bewegung leicht gelindert.

Vielleicht erkennst du dich in einem der beiden Beispiele wieder. Es sind typische Abläufe, die du durchbrechen kannst, wenn du willst.

 

Was kannst du tun, um den Zyklus zu durchbrechen?

1. Werde dir erstmal klar, was du wirklich erreichen willst.

Willst du dich wirklich mehr bewegen oder willst du nur dem „ich weiß, ich müsste …“ gerecht werden?

Nur wenn du zu einem Ziel klar „Ja“ sagst, dann ist es die Mühe wert, es anzupacken.

 

2. Stecke dein Ziel konkret ab.

Was willst du erreichen?

Allgemein fitter zu werden ist zwar ein guter Anfang, aber nicht konkret genug. Häufig bekommst du mit vagen Formulierungen Schwierigkeiten, das Ziel wirklich zu treffen. Wenn du konkret weißt, dass du eine halbe Stunde am Tag spazieren gehen möchtest, dann kannst du hingegen gleich loslaufen.

Auch wenn jetzt andere Personen betroffen sind, weil du zum Beispiel mehr abgeben möchtest, ist es sinnvoll zu schauen, was du konkret abgeben möchtest. Eine klare Bitte ist leichter zu erfüllen als die Anforderung „helfe mir doch endlich mal!“.

Mache dein Ziel konkret.

 

3. Teile anderen Menschen dein Ziel mit.

Auf der einen Seite wird dein Ziel verbindlicher, wenn du es mitteilst. Auf der anderen Seite kannst du aber auch leichter Hilfe oder Unterstützung bekommen.

Wenn du wirklich Hilfe brauchst oder möchtest, dann sprich das tatsächlich auch aus. Sei hier konkret und direkt.

Konkret und direkt kann auch bedeuten, dass du sagst, bis wann du etwas erledigt haben möchtest. Das kann dir Frust ersparen.

Es kann sein, dass es dir schwerfällt, die nötigen Schritte zu überschauen. Vielleicht bist du am Anfang auch nicht konkret genug. Das kannst du aber üben.

Außerdem kann dir in einem Gespräch geholfen werden. Nicht umsonst biete ich solche Gespräche an, um Klarheit zu verschaffen.

Klarheit ist der erste Schritt. Oft ist uns selbst nicht bewusst, was wir denken und tun. Wir betrachten es als Tatsachen. Dabei können andere Menschen nicht in unseren Kopf hineinschauen. Unsere Absichten und Wünsche werden von Außenstehenden nicht gescannt. Wir können sie nur mitteilen. Dafür ist natürlich ein gewisses Maß an Klarheit erforderlich. Nur wenn mir bewusst ist, was ich tue, kann ich mein Verhalten ändern.

Werde schon in Gesprächen aktiv. Teile deine Gedanken mit. Wenn du Ausreden suchst, sind sie sofort da. Aktiv zu werden ist ein größeres Hemmnis.

Wie kannst du wirklich aktiv werden?

 

4. Wenn du dein konkretes Ziel hast, mache Zwischenschritte.

Schau jetzt nicht nur auf die ganzen Motivationshindernisse, sondern überlege dir, wie du es wirklich schaffen kannst.

 

Wie muss dein erster Schritt beschaffen sein, damit:

  • du ihn erreichen willst?
  • du glaubst ihn erreichen zu können?
  • motiviert bist, es tatsächlich zu tun?

Hier geht es wirklich darum, wie du es erreichen kannst.

 

5. Tu es!

Nach dem Setzen der Zwischenschritte bist du direkt dran. Fange an. Mache!
Lieber jeden Tag einen kleinen Schritt, als an keinem Tag überhaupt einen Schritt.

 

6. Kontrolliere dein Ergebnis

Wenn du wirklich aktiv geworden bist, dann bekommst du leicht eine Verbesserung. Vielleicht spürst du sie nicht gleich, aber von außen betrachtet ist sie vermutlich da.
Sei stolz auf dein Ergebnis und dein Tun. Mache dich nicht nieder, weil du viel weiter oder besser hättest sein können. Du bist unterwegs und das ist gut so.

Klar wäre es jetzt gut, wenn du auch schaust, welcher Schritt der nächste ist. So kommst du weiter. Dranbleiben ist gefragt.

 

7. Reduziere Störquellen

Überlege dir, was dir hilft, deinen Motivationsmangel abzubauen. Handele entsprechend.
Welche Hindernisse kannst du abbauen? Wo kannst du es dir so richtig gut gehen lassen?
In der obenstehenden Liste waren einige Punkte drin, an denen du auch so arbeiten kannst. Mein Motto ist ja bekanntlich „aktiv glücklich leben trotz Parkinson“.

Glück hat auch etwas mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun. Genauso wie es wichtig ist, selbst Verantwortung zu übernehmen. Selbstständig zu sein – im Gegensatz zur Hilflosigkeit und dem auf andere Menschen angewiesen sein – gibt deinem Leben Qualität.

 

Was kann dir sonst noch beim Setzen oder Umsetzen der Ziele helfen?

 

  • Kleine Ziele, die nah an der Komfortzone liegen, sind leichter zu erreichen.
  • Ziele, die mit einer Aktivität verbunden sind, brauchst du nur durchführen, um erfolgreich zu sein.
  • Verknüpfe die Anstrengung mit etwas Positivem, das dir Freude bereitet.
  • Belohne dich.
  • Behalte deine Verantwortung und damit dein Selbstwertgefühl intakt.
  • Vertraue dir und deiner inneren Stärke.
  • Positive Gedanken können dir helfen, dein Selbstwertgefühl und das Gefühl, du kannst etwas erreichen oder schaffen, zu stärken.
  • Suche dir Hilfe oder Unterstützung.
  • Schreibe deine Ziele auf und gib ihnen einen sichtbaren Platz in deinem Leben.
  • Suche aktiv nach Lösungen statt auf dem Problem herumzukauen.

Zum Schluss möchte ich nochmal auf Robinson Crusoe zurückkommen.

Natürlich macht es für Robinson Sinn, auf der einen Seite von Außen um Hilfe zu bitten und zu hoffen. Aber er sucht auch auf seiner Insel nach Lösungen und verbessert sein Leben und die Lebensqualität mit den Möglichkeiten, die er vorfindet.

Genau das kannst du auch tun.

 

Welche Möglichkeiten hast du alles, um aktiver zu werden?

Von Außen abhängig zu sein, führt zu einem Gefühl von Ohnmacht. Es kann depressiv machen. Trotzdem ist es auch gut, verständlich nach außen zu kommunizieren. Niemand weiß so gut wie du selbst, wie es dir geht, wie du dich fühlst und was du jetzt brauchst. Erwarte nicht, dass andere Menschen es sehen.

Robinson hat auch nicht eine Leuchtrakete abgeschossen und wurde gerettet. Um sich von Insel zu Insel oder von Insel zum Festland auszutauschen, bedarf es mehr als nur einer einzigen Rakete. Werde aktiv. Damit schöpfst du nicht nur aus den Kapazitäten deiner Insel, sondern erhältst noch weitaus mehr Möglichkeiten.

Aktivitäten sind sehr unterschiedlich. Und mit jeder Aktivität trainierst du dein Gehirn. Damit stabilisierst du deine Fähigkeiten. Mehr Freude und Selbstständigkeit ist damit wahrscheinlich.

Bleib fit trotz Parkinson

 

 

Silke