Sicher Auto fahren trotz Parkinson – geht das?

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Parkinson und das Autofahren

Immer wieder stellen sich Parkinson-Erkrankte oder auch deren Angehörige die Frage, ob sie noch Auto fahren können und dürfen.

Nun so einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Dieser Beitrag stellt auch keine Rechtsberatung dar und ich übernehme auch keine Haftung. In Gesundheitsfragen empfehle ich dir, dich wie in diesem Artikel und im Video vorgeschlagen an deinen Arzt zu wenden.

Du bekommst in diesem Beitrag eine Übersicht, warum es zu Fahrstörungen bei Parkinson kommen kann, wie sich die Fahrtauglichkeit bestimmen lässt und eine Checkliste, die dir helfen kann, deine Entscheidung zu überdenken.


Warum kommt es zu Fahrstörungen bei Parkinson

Fahrstörungen können bei Parkinson sowohl durch verminderte motorische, kognitive als auch visuelle Fähigkeiten auftreten. Hierdurch kann das Unfallrisiko erhöht sein.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 machen Parkinson-Erkrankte mehr Fehler beim Autofahren als die gesunden Kontrollpersonen. Nach zwei Jahren steigert sich diese Fehlerquote weiter.

Dies hing mit der Sehschärfe, der verschlechterten kognitiven und motorischen Fähigkeiten zusammen und besonders auch die exekutiven Funktionen, die visuelle Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Aufmerksamkeit waren eingeschränkter. 

Parkinson Autofahren



Auto fahren oder besser nicht?

Wichtig für die Entscheidung, ob du Autofahren kannst oder nicht, wäre eine verantwortungsbewusste Fahrtauglichkeitsprüfung mit regelmäßigen Nachuntersuchungen. Eine solche Fahrtauglichkeitsprüfung gibt es in Deutschland nach meinen Erkenntnissen noch nicht. Es obliegt hier deinem behandelnden Arzt dich über die Fahrfähigkeit zu beraten. Und vielleicht kann dir auch ein Fahrlehrer oder im Rahmen eines Fahrsicherheitstraining ein Trainer sagen, welchen Eindruck du bei ihm oder ihr hinterlässt.

Weitere fachliche Infos bekommst du auch in diesem englischen Fachartikel.

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Wie lässt sich die Fahrleistung vorhersagen?

Eine sichere Aussage über deine Fahrleistung zu treffen, ist schwierig. Es gibt viele Komponenten, die die Fahrleistung beeinträchtigen können. Die Fahrleistung ist wie gesagt abhängig von deinen motorischen, kognitiven und visuellen Fähigkeiten. Hierbei geht es einerseits um die Wahrnehmung und andererseits um die notwendige motorische Antwort. Es ist das eine körperlich in der Lage zu sein, ein Auto zu steuern, das andere auf plötzliche veränderte Situationen schnell zu reagieren. Dazu brauchst du eine ausreichende Sehfähigkeit und schnelle kognitive Fähigkeiten. Es reicht ja nicht, ein Hindernis nur zu sehen. Du musst auch erkennen, dass es ein Hindernis oder eine Gefahr ist. Und gleichzeitig auch begreifen, welche Reaktion nötig ist, um die Situation zu entschärfen und einen Unfall zu verhindern. Es kommt auf dieses feine Zusammenspiel an.

Scheinbar können weder die Hoehn & Yahr Skala noch die Krankheitsdauer stichhaltig die Fahrleistung vorhersagen. Also so einfach ist eine gerechte und sichere Einschätzung leider nicht.


Wahrscheinlich haben laut den oben stehenden Studien folgende Tests eine Bedeutung für die Fahrleistung:

  • Der UPDRS Test, der im Off abgenommen wurde und die motorischen Fähigkeiten ermittelt
  • Sehtest zur Kontrastempfindlichkeit
  • ein Sehfähigkeitstest wie Useful Field of Vision (UFOV) Test
  • kognitive Tests
  • motorische Tests


Wie aussagekräftig die einzelnen Test sind, wird in den Studien näher aufgeführt. Aber es ist hier die Aufgabe deines Arztes, dich zu testen und über die Aussagen aufzuklären. Hierzu sind dein Neurologe und Augenarzt wichtige Ansprechpartner.

Abnehmende kognitive Fähigkeiten und schlechte Sichtverhältnisse beeinträchtigen möglicherweise ebenfalls die Fahrleistung. Deshalb ist es auch mit einer pauschalen Aussage über die Fahrleistung schwierig. Vermutlich bist du auch nicht zu jeder Tageszeit gleich fit und reaktionsschnell.

Auf das Autofahren zu verzichten ist besonders für ländlich wohnende Erkrankte mit großen Einschränkungen verbunden. trotzdem möchte ich dir hier ein paar Fragen an die Hand geben, mit denen du deine Entscheidung überdenken kannst.


Denke bei deiner Entscheidung bitte an folgende Fragen:

Checkliste

  1. Wie steht es um die Versicherung?
  2. Wie sind die Nebenwirkungen deiner Medikamente?
  3. Bist du körperlich dazu in der Lage ein Auto zu steuern?
  4. Sind deine Fähigkeiten immer gleich?
  5. Wie reaktionsschnell bist du motorisch wirklich?
  6. Wie gut siehst du oder ist deine visuelle Wahrnehmung?
  7. Wie oft warst du schon in schwierigen Situationen, die du nur mit Glück meistern konntest?
  8. Wie schnell kannst du umdenken?
  9. Wie lange bist du beim Autofahren aufmerksam genug für den Straßenverkehr?
  10. Wie äußert sich der Augenarzt zum Thema Autofahren?
  11. Was empfiehlt dir dein Neurologe und/oder Hausarzt?


Zusammenfassung

Die Entscheidung, ob du mir Parkinson noch Auto fahren kannst oder nicht, ist schwierig. Für viele Erkrankte bedeutet das Autofahren Freiheit und Selbstständigkeit. Besonders, wenn man ländlich wohnt, ist man auf das Auto angewiesen. Aber auch wenn du schlecht zu Fuß bist, ermöglicht dir ein Auto Freizeitangeboten und Therapien wahrzunehmen oder einen weiterentfernten Arzt aufzusuchen.

Deine Fahrleistung hängt mit deinen visuellen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten zusammen. Sie kann auch am Tag selbst schwankend sein. Am besten lässt du dich von einem guten Augenarzt durchchecken und von einem erfahrenen Neurologen zum Thema Autofahren beraten.

Werde fit trotz Parkinson