Oktober 21

Das Parkinson Training zu planen ist anspruchsvoll.

Hast du dir schon mal Gedanken über die richtige Dosis gemacht? Fällt es dir schwer, in Maßen zu trainieren? Oder merkst du, dass du langsam abbaust, traust dich aber nicht mehr zu tun?
Doch nicht nur das Training bei Parkinson ist von der richtigen Dosis abhängig. Auch im Alltag spielt sie eine Rolle. Wie schaffst du es hier dich nicht zu überfordern?

Mit dem Problem Dosis möchte ich in meiner vierteiligen Blog-Serie aufräumen.

Vierteilig? Ja, daran siehst du, dass das Thema nicht ganz einfach ist.

 

Um jeden Punkt die richtige Wertung zu geben, gliedere ich das Thema „Parkinson Training optimieren und die richtige Dosis finden“ in:

  1. Welche Rolle dein Typ dabei spielt
  2. Parkinson Training: Belastung und Belastbarkeit und was du tun kannst, um die richtige Dosis zu finden
  3. Wie du auch mit Parkinson deine Belastbarkeit verbesserst
  4. 15 Tipps für die richtige Dosis im Training und Alltag bei Parkinson

 

In diesem Blog geht es um dich. Was hast du und dein Typ mit deinem Parkinson Training zu tun?

Es gibt Menschen, die sind von Natur aus eher ängstlich. An sich ist das nicht weiter schlimm, denn es hat auch etwas Gutes. Ängstliche Menschen können sehr vorausschauend und einfühlsam sein.
Doch ein ängstlicher Mensch zögert in der Regel, bevor er etwas ausprobiert. Durch die kleinsten Anzeichen, dass etwas schiefgehen könnte, kann sich die Unsicherheit verstärken. Das Resultat kann sein, dass kleine Problemsituationen kritischer als nötig beäugt werden.
Die Angst ist verständlich. Doch am Schluss kann dadurch eine Unzufriedenheit entstehen. Der Körper signalisiert den inneren Stress z. B. mit verstärkten Blutdruckschwankungen, höherer Anspannung, häufigeren Infekten. Die Angst wirkt sich also negativ auf die Belastbarkeit aus. Trainingsreize können als Bedrohung gewertet werden und damit im Gehirn unbewusst eine ungünstige Verarbeitung verursachen. Damit ist das lokale Gebiet oder sogar dein ganzer Körper in Alarmbereitschaft.
Auch das Training oder die Aktivität selbst wird durch die Unsicherheit schwierig zu dosieren. Hinzu kommt dann noch die Information deines Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Menschen, die ein gutes Körpergefühl haben und selbstsicher sind, können ganz gut einschätzen, was ihnen guttut. Sie zweifeln nicht so leicht, probieren etwas aus und haben ein gutes Gefühl dabei. Das Ergebnis ist auch meistens positiv. Sollten Schwierigkeiten auftreten, werden diese durch die positive Bewertung im Gehirn automatisch harmonisiert.

Der dritte Typ handelt ebenfalls selbstbewusst. Allerdings führt das Handeln nicht immer zu dem gewünschten Ergebnis und ist eher in zu hoher Dosis. Mentale Beeinträchtigungen können die natürliche Neigung noch verstärken. Bei diesem Typ ist es so, dass die Belastung leicht zu hoch ausgewählt oder zu lange durchgeführt wird. Das führt meist zu einer Überforderung.

Diese drei Typen gibt es nicht nur bei Parkinson-Betroffenen, sondern sie sind grundsätzlich zu beobachten. Die Parkinson-Erkrankung kann allerdings die Neigung mehr zu tun verstärken.

 

Welcher Typ bist du?

Neigst du dazu unsicher zu sein und dich zu unterfordern?

Hast du ein gesundes Körpergefühl und schaffst es gut Maß zu halten?

Erlebst du es häufiger, dass du es doch übertrieben hast oder dich am Ende nicht wirklich gut fühlst?

 

Es mag sein, dass es dir nicht ganz so leicht fällt, der Wahrheit ins Auge zu sehen – oder du kennst die Wahrheit schon lange und suchst nach einer besseren Strategie damit umzugehen. Sei in jedem Fall ehrlich zu dir. Schätze dich wertfrei ein und lies dann weiter, wie du mit der Erkenntnis umgehen kannst.

 

Angst zu haben ist nicht verwerflich. Doch wenn du zulässt, dass die Angst in deine Lebensqualität eingreift, dann ist das ungünstig.
Natürlich ist es toll festzustellen, dass du ein gesundes Körpergefühl hast. Solltest du es zurzeit noch nicht haben, kannst du es entwickeln oder dich darum kümmern, dass du Kontrollelemente einfügst.
Gerade Männern, die gewohnt sind, dass alles nach ihrem Kopf geht – ja, natürlich auch Frauen mit diesen Eigenschaften! – können mit dem Kopf durch die Wand gehen wollen. Es muss jetzt alles sein. Das Training muss intensiv sein, sonst bringt es nichts. Die Hausarbeit muss erledigt werden. Der Umzug des Freundes muss tatkräftig unterstützt werden. Für Parkinson ist das nicht gerade günstig. Aber wahrscheinlich weißt du das. Die Frage ist dann, wie willst du damit umgehen.

 

Wie kannst du deine Aktivität oder dein Training mit Parkinson und deinem Typen abstimmen?

  1. Erkenne dein Verhalten.
  2. Hinterfrage deine Gedanken und Gefühl dazu.
  3. Reduziere oder steigere die geplante Dosis entsprechend.

 

Wenn du gerade ehrlich zu dir warst, dann hast du den ersten Schritt schon erledigt. Es kann sein, dass dir der zweite Schritt zu anstrengend ist. Aber er kann sich für dich lohnen, weil du damit die Ursache auflösen kannst.

Letztendlich geht es aber darum, dass du dein Verhalten anpasst. Reduziere oder steigere die geplante Dosis.

 

Beispiele:

Wenn du Angst hast, versuche die Angst loszulassen und dich auf das zu konzentrieren, was dir guttut. Suche dir die Unterstützung, die du brauchst. Du brauchst es nicht alleine machen. Du darfst dir Hilfe holen.

Wenn du es gerne übertreibst, dann überlege dir, wie du besser Maß halten kannst. Kürze die Strecke, die du immer joggst. Nimm weniger Gewicht. Mache weniger Übungen. Bau dir beim Umzug deines Freundes Pausen ein. Egal wie.

Deinem Körper tust du einen riesigen Gefallen, wenn du dein Verhalten änderst. Weitaus schwieriger ist es, an die Ursache deines Verhaltens zu kommen und diese aufzulösen.

 

Was aber ist die Ursache?

Wovor hast du Angst?

Warum willst du so stark und unzerstörbar sein? Es kann sein, dass hinter der zu hohen Dosis auch Angst steckt. Das wäre nicht verwunderlich und völlig okay.

Es kann sein, dass du perfekt sein möchtest. Aber warum eigentlich?

Welcher Gedanke steckt hinter deinem Handeln?

Was denkst du?

Wie fühlt sich dieser Gedanke an?

Welches Gefühl steckt hinter deinem Verhalten und warum?

Wie kannst du besser damit umgehen?

 

Deine Gedanken und Gefühle sind in Ordnung.

 

Du kannst deine Gedanken und Gefühle so lassen, wenn du magst. Aber du darfst auch etwas anderes denken.

Mit Parkinson mag das anstrengender sein und vielleicht hast du das Gefühl, dass du an allen Fronten kämpfen musst. Aber du musst nicht kämpfen. Auch das ist ein Gedanke, eine Überzeugung.
Wende dich dem zu, was du erreichen willst. Es darf auch mit Parkinson leicht gehen. Und es wird genauso lange dauern, wie es dauert. Wenn du dich ärgerst und kämpfst, verbringst du deine Zeit damit. Du bist damit leider nicht schneller, sondern eher langsamer. Verändere deine Gedanken, deine Anweisungen und damit auch deine Gefühle und dein Verhalten.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei

Silke