Oktober 12

Schmerzen kommen bei Parkinson häufig vor. Doch gehören Schmerzen auch zu den typischen Symptomen von Parkinson?

Ja, Schätzungen haben 50-90% der von Parkinson Betroffenen Schmerzen.

Doch woher kommt das?

Parkinson – Sekundäre Schmerzen als Folge der motorischen Störungen:

Muskuloskelettale Schmerzen:
Durch Parkinson entstehen eine Reihe von Symptomen, die ungünstig für das normale Funktionieren deines Körpers sind. Muskelsteifheit (Rigor) und Bewegungsarmut (Hypo-/Akinese) schränken das normale Bewegen ein und können zu Fehlhaltungen führen. Ebenso können lang anhaltende Körperhaltungsveränderungen Schmerzen verstärken. Am häufigsten entstehen diese Art der Schmerzen in der Schulter, Hüfte, Knien und Fußgelenken.

Auch das Zittern (Tremor) kann mit Schmerzen in Verbindung stehen.

Dystonien können mit Missempfindungen wie Taubheit, Kribbeln oder ein Kältegefühl einhergehen. Oft sind die Beschwerden in den Füßen oder treten morgens auf (frühmorgendliche Dystonie), wenn die Medikamente nicht mehr wirken (Off-Zustand). Auch das Gesicht oder der Nacken kann betroffen sein, wenn die Medikamente ihre Spitzenwirkung erreicht haben (Peak-Dose-Dystonie).

Schmerzen können sehr quälend sein.

Rücken- und Nackenschmerzen, die durch eine Reizung der Nervenwurzel, wie es bei einem Bandscheibenproblem oder einer Facettenarthrose der Fall sein kann, sind bei Parkinson möglich. Ebenso kann durch die verkrampfte Muskulatur im Verlauf des Nervs eine Reizung entstehen.

Verstopfungen können ebenfalls von Schmerzen begleitet sind.

Primäre Schmerzen bei Parkinson:

Zentraler oder primär neuropathischer Schmerz entsteht durch die Läsion im zentralen Nervensystem. Diese Schmerzen können brennend, dumpf, juckend oder stechend sein.
Außerdem können Schmerzen ein frühes Anzeichen der Parkinson-Erkrankung sein. Sie sind oft asymmetrisch (eine Schulter), können aber auch an wechselnden und auch unerwarteten Stellen, wie etwa den Genitalien oder außerhalb des Körpers auftreten.
In Zusammenhang mit innerlicher Ruhelosigkeit (Akathisia) stehender Schmerz, die zur Unfähigkeit zum Stillsitzen führt.

Warum treten bei Parkinson Schmerzen so häufig auf?

Dopamin ist nicht nur zuständig für das Ansteuern von Bewegungen, bei einigen Denkprozessen und dem Glücklichsein, sondern hebt auch die Schmerzschwelle. Sprich, wenn das Dopamin wegfällt, empfindest du leichter Schmerzen.

Aber auch die Beurteilung von Schmerzen und die damit verbundenen emotionalen Erfahrungen sind verändert. Das verringerte Dopamin-Level führt dazu, dass Schmerzsignale und Reaktionen auf wahrgenommene Gefahren nicht mehr angemessen verarbeitet werden. Deine Schmerzwahrnehmung kann entweder erhöht oder verringert sein, unabhängig von deinen kognitiven Beeinträchtigungen.

Bei Parkinson sind Schmerzen aber auch abhängig vom

  • Alter (weniger Schmerzen im höheren Alter)
  • Geschlecht (Frauen haben mehr Schmerzen)
  • Krankheitsdauer und -schwere
  • Schwere der Depressionen
  • zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Diabetes, Osteoporose und rheumatischer Arthritis

Muskuloskelettale Schmerzen treten am häufigsten auf. Dabei kann sich der Schmerz durch dein Denken und das daraus folgende Verhalten verstärken.

Beispiel Parkinson und Schmerzen:

Denken: »Der Schmerz hört nie auf!« »Damit muss ich für immer leben!« Gefühl: Schmerzen Handeln: Schmerzvermeidung Ergebnis: Dauerhaft oder mehr Schmerzen
Gedanken, Gefühle, Handeln, Ergebnis

Durch das unbewusste Urteil, dass der Schmerz gefährlich ist, werden im Gehirn automatisch mehr Areale aktiviert und die Schmerzempfindlichkeit steigt. Auch Schutzmechanismen wie eine erhöhte Muskelspannung folgen.

Ein weiteres Beispiel für ein typisches Schmerzverhalten:

Gefühl: Angst Handeln: Ruhe Ergebnis: Mehr Schmerzen
Gefühl Angst führt zu mehr Schmerzen

Solltest du dich ausruhen, wenn du Parkinson und Schmerzen hast?

Wenn man verletzt ist und Schmerzen hat, sollte man eine Pause einlegen und darauf warten, dass die Schmerzen nachlassen. Das stimmt so weit. Wenn wirklich eine Verletzung des Gewebes vorliegt, wie es bei einem Bänderriss der Fall ist, braucht der Körper Zeit zur Regeneration. In diesem Fall sind 24-48 Stunden vollständige Ruhe und Immobilisierung angeraten. Aber in allen anderen Fällen ist dies nur teilweise richtig, denn Bewegung fördert die Durchblutung und lindert Schmerzen.
Natürlich kann es sein, dass du dich überbelastet hast. Du hast z. B. dein Training übertrieben und die Nervenwurzel gereizt.

Dann kann es sinnvoll sein, in den nächsten ein bis zwei Tagen alles sein zu lassen, was deine Nervenwurzel wieder reizen würde.
Damit ist allerdings nicht gemeint, dass du deshalb komplett aufhörst dich zu bewegen, oder eine Schonhaltung einnimmst.

Ruhiges Bewegen oder Übungen für die Arme und vor allem alles, was schmerzfrei möglich ist, darfst du ruhig machen. Und nach zwei Tagen darfst du deinem Rücken auch langsam wieder mehr zumuten. Die Nervenwurzel kann noch immer leicht reizbar sein, aber das ist auch alles.
Es sei denn, du schonst dich, und dein Körper kann sich durch die schwache Durchblutung nicht optimal erholen.

Wenn du also Angst hast, deinem Körper einen Schaden zuzufügen, und du dich dadurch weniger bewegst, erhältst du damit möglicherweise auch deine Schmerzen aufrecht.

 

Was kannst du bei Parkinson und Schmerzen tun?

  • Dein Denken ändern.
  • Deine Belastbarkeit fördern.
  • Das schmerzhafte Gewebe heilen.

 

Dein Denken ändern

Indem du lernst, mit deiner Angst umzugehen und dein Verhalten damit positiv beeinflusst, kannst du deine Schmerzen regulieren.
Aber nicht nur Angst, sondern auch Gedanken wie »damit muss ich für immer leben!« sind nicht förderlich. Solange du so denkst, wirst du deine Lösung nicht sehen. Du wirst gar nicht glauben, dass die Lösung xy sein kann.
Wenn du von einem Gedanken überzeugt bist, wirst du alles sehen, was diese Überzeugung bestätigt. Dein Gehirn funktioniert diesbezüglich wie Google. Wenn du einen Suchbegriff eintippst, bekommst du auch nur für diesen Suchbegriff passende Treffer. Alle anderen Treffer bleiben dir verborgen.

 

Stell dir daher die Fragen:
»Ist das wirklich wahr?«
»Könnte es auch anders sein?«

Sobald du dich für eine andere Lösung öffnest, wirst du dein Handeln ändern. Indem du anders handelst, bekommst du auch ein anderes Ergebnis.

 

 

Belastbarkeit fördern

Es gibt eine Reihe Faktoren, die deine Belastbarkeit nachteilig schwächen und damit die Schmerzschwelle sinken lassen.
Wenn du emotionalen Stress hast, wütend, depressiv oder antriebslos bist, ist es verständlich, dass deine Schmerzwahrnehmung höher ausfällt. Ebenso wirkt sich die Anzahl anstrengender Lebensereignisse aus.

Wenn du hingegen deine Belastbarkeit förderst, stärkst du damit deine Schmerzresistenz. Wenn es dir gut geht und du aktiv bist, schüttet dein Körper mehr Glückshormone aus, was die Schmerzwahrnehmung runterfahren kann.

Ein körperlich aktiver Lebensstil ist wichtig. Aber auch soziale Kontakte und der Glaube an etwas, das für dich Sinn macht, stärkt deine Belastbarkeit.
Durch all diese Faktoren wirst du von deinem Schmerz abgelenkt und hast es leichter, den Teufelskreis zu durchbrechen.

 

Um Herauszufinden, was für dich konkret wertvoll ist, kannst du die VAS-Skala nutzen. Damit misst du deine Schmerzen.

Schätze hierzu drei Mal am Tag deinen Schmerzen auf einer Skala von 1-10 ein. Alternativ kannst du auch einen zehn Zentimeter langen Strich machen und die geschätzte Stelle mit einem Kreuz markieren.

Dadurch, dass du die Messung wiederholst, merkst du, was dir guttut und was nicht. Damit kannst du dein Verhalten bewusst lenken.

 

 

Das schmerzhafte Gewebe heilen

Dieser Punkt ist natürlich anspruchsvoll. Es kann für dich eine Herausforderung sein, das richtige Mittel herauszufinden, wie du trotz Parkinson deine Schmerzen lindern kannst.

 

Zuerst einmal musst du natürlich wissen, welches Gewebe die Ursache für den Schmerz ist.
Ist es z. B.:

  • die Bandscheibe
  • eine Arthrose
  • eine Muskelverspannung
  • ein muskuläres Ungleichgewicht durch eine Fehlhaltung wie z. B. eine Skoliose

Daraus ergibt sich, was dir guttun kann.

 

 

Wie kannst du bei Parkinson deine Schmerzen lindern?

Die Muskelsteifheit lässt sich sehr gut durch Lockern z. B. mit wiederholten großen Bewegungen lindern.

Leidest du hingegen unter der sogenannten muskulären Dysbalance, wird die Sache komplizierter. Teilweise oder einseitig ist dann eine Lockerung notwendig, aber andererseits auch eine Kräftigung, damit langfristig eine Veränderung stattfinden kann. Es reicht hier nicht, nur die verspannte oder verkürzte Muskulatur zu dehnen.

Manche Verspannungen oder Verkürzungen liegen auch so ungünstig oder in der Tiefe, dass sie durch normales Bewegen oder funktionelles Training nicht erreicht werden. Ein Grund kann sein, dass deine motorische Koordination nicht ausreicht, um eine Bewegung exakt genug auszuführen. In dem Fall können dir auch Massagen der Triggerpunkte helfen. Auch Selbstmassagen sind hier möglich. Passende Übungsvideos dazu findest du im Mitgliederbereich „Mein Fit trotz Parkinson.

 

Sollten aber degenerative Prozesse wie bei einer Arthrose die Ursache für deine Schmerzen sein, kann dir auch Kompression helfen, die Durchblutung zu steigern und damit die Schmerzen zu lindern. Gegen Rückenschmerzen kann zum Beispiel eine Beinpresse – liegend ausgeführt, ansonsten entsteht kein axialer Druck auf die Facettengelenke – schmerzlindernd sein.

Auch wenn deine Schmerzen zentraler Natur sind, kann es Sinn machen, sie über deinen Körper zu lindern. Schmerzen hinterlassen Spuren im Körper. Der Muskeltonus und die Spannung in der Haut sind erhöht, die Durchblutung verringert. Dadurch kann sich der Schmerz auch verstärken. Indem du deinen Körper pflegst und Dinge tust, die dir guttun, erhöhst du zusätzlich wieder deine Belastbarkeit.

 

Schau dich in deinem Leben um, was kannst du selbst verändern und wobei brauchst du Hilfe?

Hier findest du weitere Artikel zum Thema Schmerzen.

Brauchst du konkrete Hilfe, dann komm gerne in den Mitgliederbereich.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

Bleib – auch wenn du Schmerzen hast – fit trotz Parkinson

Silke